Alles in steter Veränderung
Vo Biud zu Biud
Du steigst ein, ohne den Weg zu kennen. Vorbei fliegen die Bilder, die Welt verändert sich – und du mit ihr.
Im Zug des Lebens
Du stehst am Anfang auf dem Bahnsteig, ein Kind noch, und der Bahnhof ist ein Labyrinth aus Schildern, Gleisen und Stimmen. Alles scheint gross, unüberschaubar, und die Richtungsangaben verwirren mehr, als dass sie helfen. Du weisst nicht, wohin die Züge fahren, und doch weisst du eines: Du musst einsteigen. Vielleicht ist es Pflicht, vielleicht Neugier, vielleicht beides. So setzt du den Fuss auf die erste Stufe, und die Türen schliessen sich hinter dir.
Der Zug rollt an, und draussen fliegen die Bilder vorbei wie lose Blätter im Wind. Anfangs ist alles neu, alles bunt, die Landschaft wechselt rasch, und du staunst über die Vielfalt der Formen und Farben. Jeder Bahnhof, den du erreichst, ist ein Versprechen, ein neuer Anfang. Du steigst aus, steigst wieder ein, manchmal voller Hoffnung, manchmal aus blosser Notwendigkeit. Die Wege verzweigen sich, und die Möglichkeiten scheinen endlos.
Doch je weiter du dich vom ersten Bahnhof entfernst, desto enger wird das Netz der Anschlüsse. Die grossen Kreuzungen liegen hinter dir, und die Wahl wird kleiner, bescheidener. Du merkst, dass nicht jeder Zug dich dorthin bringt, wohin du einst wolltest. Manche führen in Sackgassen, manche zurück, und manche einfach weiter, ohne Ziel, nur der Bewegung wegen.
Die Landschaft draussen verändert sich auch. Was anfangs ein Feuerwerk der Eindrücke war, wird gleichförmiger, ruhiger. Die Felder dehnen sich, die Wälder wiederholen sich, und die Städte verlieren ihre Fremdheit. Doch dein Blick schärft sich. Du erkennst die feinen Unterschiede, die kleinen Zeichen am Weg: ein einsamer Baum, ein Licht im Fenster, ein Schatten, der länger bleibt als die anderen. Du lernst, das Unscheinbare zu sehen, und darin liegt ein eigener Reichtum.
So fährst du weiter, beharrlich, manchmal müde, manchmal erwartungsvoll. Du weisst, dass irgendwo der letzte Bahnhof liegt, und dass die Fahrt nicht ewig dauert. Aber du weisst auch: Der Sinn liegt nicht im Ziel, sondern in der Fahrt, in den Bildern, die vorbeiziehen, und in dem, was sie in dir zurücklassen. Und während der Zug sich seinem Ende nähert, spürst du, dass du selbst der Reisende bist – und zugleich der Weg.